elevatr: Blanche von Bodman, was treibt Sie persönlich an in puncto Nachhaltigkeit?
Blanche von Bodman: Als Mutter von drei Kindern denke ich an die Generationen nach uns und welche Welt wir ihnen hinterlassen möchten. Ich möchte meinen Kindern zeigen, wie es ist, selbst notwendige Veränderung anzustoßen.
Das haben Sie vor Ihrer Beschäftigung bei Achat in der Modebranche umgesetzt …
Richtig. Denn vor allem in der Modebranche wird einem sehr schnell bewusst, welches überbordende Ausmaß der Konsum annimmt. Uns ging es daher mit unserem Label darum, Mode zu kreieren, die hochwertig in Deutschland produziert wird und tagsüber im Büro genauso funktioniert, wie abends mit einem eleganten Styling. Durch die Kombinationsmöglichkeiten eines einzigen Kleidungsstücks wird der Konsum reduziert und Ressourcen werden geschont.
Wie findet dieses Konzept Anwendung in der Hospitality?
Bei Achat arbeitet unsere Designerin wenn möglich mit dem, was da ist – und überlegt, was umgenutzt und wiederverwertet werden kann. In einem unserer Hotels in Flughafennähe beispielsweise wird ein ausrangierter Flugzeugflügel als Buffettheke genutzt. Mit dem Upcycling schaffen wir auch einen lokalen Bezug.
Was kann andererseits die Modebranche aus der Hospitality lernen?
Ich denke, alle Branchen können in Bezug auf Nachhaltigkeit voneinander lernen. In der Modebranche tut sich momentan viel und der Secondhand Markt gewinnt immer mehr an Bedeutung. Auch die Outfits der Mitarbeitenden spielen in der Hospitality eine zunehmende Rolle, sie müssen lässig und zeitgemäß aussehen und aus nachhaltigen Stoffen hergestellt werden.
Welche Chancen bietet nachhaltiges Handeln künftig für die Hospitality?
Ich glaube, dass wir in der Hotellerie inspirieren können, indem wir zeigen, wie gut sich Nachhaltigkeit mit Komfort oder gar Luxus verbinden lässt. In der Debatte um Nachhaltigkeit geht es auch um Verzicht. Zu sehen, dass dieser Verzicht einen höheren Sinn hat, dass man damit etwas bewegen kann, kann Freude bereiten.
Sie haben einen Mastertitel in Germanischer Philologie: Welche Rolle spielen Kultur und Sprache beim Thema Nachhaltigkeit?
Aus Unternehmenssicht blicke ich natürlich auf die Unternehmenskultur, die die Grundlage für alle Nachhaltigkeitsstrategien bildet. Uns wird es nicht gelingen, Nachhaltigkeit in unserer DNA zu verankern, wenn das Team nicht Teil dieser Mission ist. Letztlich gilt es darum, eine Kultur der Nachhaltigkeit zu erschaffen sowie eine gemeinsame Sprache zu finden. Nachhaltigkeit hat auch viel mit der Verankerung in der regionalen Kultur zu tun, dem Verständnis, Teil einer lokalen oder örtlichen Gemeinschaft zu sein und die damit verbundene Verantwortung anzunehmen.
#facingforward: Was heißt Nachhaltigkeit 2030?
Aktuell ist es noch so, dass wir es als Unternehmer entscheiden, wie umfassend wir den Sustainability-Weg gehen. 2030 wird es kaum noch eine freie Entscheidung für Nachhaltigkeit geben, sie wird zum Muss.
Interview: Anja Eigen