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#Digitalstadt: „Anders denken, ungeduldig sein“

Als „ewiges Start-up“ initiiert das Unternehmen Tobit Software Laboratories im westfälischen Ahaus digitale Innovation. Ihren Campus und die gesamte Stadt bezeichnen die Visionäre als „Reallabor“ – auch für Hospitality. Insider-Insights gibt Botschafter Dieter van Acken.

Dieter van Acken

„Mach es selbst, wenn du etwas verändern willst und lebe die Veränderung“, sagt Dieter van Acken, Botschafter der Tobit Software Laboratories in Ahaus. (Foto: Tobit Labs)

elevatr: Dieter van Acken, Sie sind Botschafter bei Tobit Laboratories und dort auch für digitale Hospitality-Ideen zuständig. Was würden Sie in Hinblick auf Digitalisierung ändern, wenn Sie die Macht dazu hätten?

Dieter van Acken: Alle Menschen mit einer persönlichen digitalen ID ausstatten, um alles miteinander zu verbinden, Wege zu verkürzen und das nervige Anmelden in Apps und Anwendungen zu unterbinden. Dass jeder mit seiner persönlichen ID bekannt ist und damit sein Leben und sein Job deutlich einfacher werden würde. Das wird in der #Digitalstadt Ahaus übrigens schon lange gelebt.

Beschreiben Sie das Unternehmen Tobit Labs in drei Sätzen.

Innovativer Software-Hersteller. 37 Jahre anders. Ewiges Start-up.

Was bedeutet „ewiges Start-up“?

Wir entwickeln anhand der Erfahrungen aus unterschiedlichen Showcases unsere Softwareprodukte. Sprich wir schauen aus Sicht der Gäste, welche Prozesse für sie einfacher und logischer sind und nicht aus Sicht der Gastronomen oder Hoteliers, die oft im Backend, internen Prozessen und in Bezug auf die Beziehung zu Lieferanten denken. Bei allen Lösungen beziehen wir die Gäste von Anfang an mit ein, lassen sie selbst Aufgaben übernehmen, die sie schon können wie etwa digital zu bestellen, online zu bezahlen, Tische oder Tickets zu reservieren, um mit weniger Personal effizient arbeiten zu können. Einer unserer Leitsätze ist: Höre nicht auf das, was dir die Menschen sagen, sondern schau, was sie tun!

In an nutshell: Was macht Hospitality-Konzepte also künftig erfolgreich?

Der Einsatz von digitalen Prozessen, da wo es umsetzbar ist, um effizienter zu arbeiten und Einsatz von qualifizierten und motivierten Mitarbeitenden, da wo persönlicher Service und Expertise gefragt sind. 

Was inspiriert Sie persönlich in Ihrem täglichen Tun?

Immer wieder neue Technologien und Anwendungen auszuprobieren und der Branche den Weg in die Zukunft zu bereiten.

Was ist die wichtigste Lektion, die Sie auf Ihrem Weg bisher gelernt haben?

Mach es selbst, wenn du etwas verändern willst und lebe die Veränderung.

Beim Digital-Konzept Smartel übernimmt die Software „Chayns“ alle Hoteliers-Aufgaben. So wollen Sie vor allem in ländlichen Regionen dem Bettenmangel entgegenwirken. Welche Teile dieses Systems sind auf andere Hotelkonzepte übertragbar?

Das Smartel ist in einem Leerstand entstanden mit dem Ziel, personallos eine Übernachtungsmöglichkeit zur Verfügung zu stellen, quasi ein Airbnb in professionell. Die Onlinebuchung, das Öffnen von Türen per Smartphone und die Buchung von Serviceleistungen sowie Produkten im eigenen Shop, Speisen- und Getränkeverkauf online mit Lieferung aus der Nachbargastronomie, Entertainment von Video bis Audio per Stream über das eigene Endgerät sind eigentlich überall anwendbar und werden von uns und anderen Herstellern angeboten.   

 

„Kooperationen helfen bei der Umsetzung und Marktdurchdringung – für Innovationen sind sie aber oft ungeeignet.“
Dieter van Acken

Einer der Leitsprüche in Ahaus lautet „Kopieren erwünscht“: Sind Kooperationen künftig die Treiber von Innovation?

Kooperationen helfen bei der Umsetzung und Marktdurchdringung – für Innovationen sind sie aus unserer Erfahrung aber oft ungeeignet, weil die Partner unterschiedliche Ziele verfolgen und eine Menge Abstimmung zu leisten ist. Innovationen kommen von Menschen mit Ideen, die anders denken, ungeduldig sind und etwas verändern wollen.

Hinkt die Hotellerie im Bereich Digitalisierung noch hinterher?

Die ersten Ansätze sind da. In Neubauten und großen Ketten werden digitale Maßnahmen, die mit Gebäudeautomation verbunden sind, umgesetzt. Aber in vielen Immobilien ist die Umstellung zu kostenintensiv. Bei der Einbindung der Gäste, damit sie durch Apps und Anwendungen mehr Aufgaben übernehmen, sind schon viele auf dem richtigen Weg – und das ist es auch, was die Gäste erwarten.      

Hightech oder Hightouch: Wann hilft was?

Hightech hat seinen Platz, wenn die Gäste schnelle und einfache Prozesse wollen, Hightouch wenn es um Rundumservice und persönliche Betreuung geht. Insgesamt wird es aber immer mehr technologische Anwendungen geben, die im Hintergrund arbeiten, oder per KI schon einmal Prognosen erstellen und jede Art von Auswertung sekundengenau zur Verfügung stellen.

Big picture: Wie wird die Digitalisierung das urbane Leben verändern?

In der Smart City wird es viele Angebote geben, die nur noch über den persönlichen digitalen Begleiter, das Smartphone, bereitgestellt werden. Nur auf diese Weise werden sie finanzierbar sein. Sie werden in der Hospitality, in der Touristik, im Handel und auch in der Verwaltung zu finden sein. Kaufen, buchen, sharen, mieten, öffnen, schließen, anmelden etcetera ohne direkten Kontakt mit Mitarbeitenden ist heute schon in einigen Bereichen möglich – in Zukunft wird das überall der Fall sein. Alles, was das Leben in einer Stadt, den Besuch im Restaurant, oder die Übernachtung im Hotel planbarer und effizienter macht, wird auch umgesetzt werden und das bringt Sicherheit. Für die Gäste genauso wie für Gastronomen und Hoteliers.

Interview: Verena Usleber

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„Wenn alles mit allem und allen verbunden ist“ – das ist der Leitspruch der Tobit Software Laboratories im westlichen Münsterland. Auf einem rund 20.000 Quadratmeter großen Areal und in der Stadt Ahaus forschen Mitarbeitende interdisziplinär und initiieren digitalisierte Showcases – also echte Betriebe – unterschiedlicher Branchen. Private und kommunale Projekte sollen zeigen, wie eine Smart City funktionieren kann: Unter anderem gehören dazu neben einem Supermarkt, einem Privatkino, einem Club, Bars und Restaurants auch ein Shared Home und das Hotel-Angebot Smartel mit 33 Studios. Der Großteil der insgesamt 200 Beschäftigten arbeitet bei den Tobit Labs, die Tobias Groten 1986 gegründet hat – er hält bis heute alle Anteile an dem Unternehmen und der Aufsichtsrat ist ausschließlich mit Mitarbeitenden besetzt. Botschafter Dieter van Acken ist seit 28 Jahren im Unternehmen.