elevatr: Gibt es einen Aha-Effekt in Ihrer neuen Rolle als Hotelbetreiber, der Sie überrascht hat, Herr Heydarian?
Cyrus Heydarian: Als Hoteldirektor denkt man immer, dass man in jeder Hinsicht unternehmerisch unterwegs ist. Dass man das Hotel genau so führt, als wäre es das eigene. Genau in dieser Annahme muss ich mich selbst berichtigen. In meiner neuen Rolle als Geschäftsführer und Betreiber ist es doch nochmals anders und ich nehme bei verschiedenen Strategien die ein oder andere Abzweigung mehr oder denke nochmals anders oder länger nach, wenn es um Investitionen geht.
Was war Ihr schwierigster Moment?
Im Zuge der Restrukturierung eines Teils der Immobilie, den damit einhergehenden Erwartungshaltungen verschiedenster Share- und Stakeholder, der beteiligten Gesellschaften, Gesellschaftern sowie der zu dem Zeitpunkt noch angegliederten Capella Hotel Group nicht zu entsprechen, sondern, den für mich gangbarsten, nachhaltigsten und möglichst finanziell sichersten Weg zu begehen war sicherlich ein schwerer Moment, respektive ein herausfordernder Prozess über mehrere Wochen hinweg.
Wenn Sie der Mut verlassen hat, was hat Ihnen dann geholfen?
In diesen Momenten haben mir Menschen geholfen, die gleichermaßen loyal wie weitblickend waren. Einer davon mein geschätzter Kollege, Steffen Nemec, unser Director of Finance. Freunde, die hinter mir standen und gleichzeitig die Dinge ehrlich und schonungslos angesprochen haben. Oder auch Mut zugesprochen haben. Was ich gelernt habe: Ruhe bewahren, die anstehenden Aufgaben genau anschauen und in den Prozessen nach Prioritäten vorgehen. Und immer positiv bleiben und nie aufgeben. Am vermeintlichen Ende gibt es immer noch Chancen für neue Wege. Und in Krisenzeiten: Die Mitarbeiter zusammenbringen, informieren, mit ihnen klar kommunizieren und sie motivieren.
Worauf können Sie in herausfordernden Situationen bei sich selbst (immer) vertrauen?
Auf meinen Instinkt, mein Bauchgefühl und meine Positivität.
„Von außen betrachtet sieht es möglicherweise beneidenswert aus, doch der Druck ist größer denn je."
Was war Ihr schönster Moment auf dem Weg zum Alleingesellschafter?
Auf den schönsten Moment warte ich noch. Von außen betrachtet sieht es möglicherweise beneidenswert aus, doch der Druck ist größer denn je.
Welche Ziele streben Sie als Hotelbetreiber als nächstes an?
Generell bestehende Mitarbeiter und Gäste halten und neue gewinnen. Es gibt Appetit, weitere Häuser im Luxussegment zu betreiben, unsere Marke weiterzuentwickeln.
Was macht Sie im Rückblick auf den Wechsel ins Unternehmerdasein stolz?
Wir haben aus der Not eine Tugend gemacht, habe ich oft gesagt. Im Kern haben wir einen sehr ähnlichen Weg bereits vor knapp vier Jahren in Abstimmung mit den Eigentümern des Breidenbacher Hofs für die Zeit nach Capella geplant. Covid-19 hat diesen Prozess deutlich beschleunigt.
Was möchten Sie Menschen mitgeben, die gerade ihre eigenen unternehmerischen Schritte in der Hotellerie wagen?
In diesem Prozess benötigt man Menschen, denen man vertrauen kann. Einen klaren Fokus, Mut und Positivität. Die Dinge kommen so, wie wir sie denken.
Nina Fiolka