Heiner Wolters steht in der Glas-Mehrweganlage in Fachingen an der Lahn in Rheinland-Pfalz und gibt ein TV-Interview. Der Geschäftsführer – weißes Hemd, Brille, ruhiger Ton trotz wahrnehmbarer Geräuschkulisse in der Halle – spricht von der Tradition des Unternehmens. Er lächelt, als er sagt: „Wir sind aus unserer Sicht ein Kulturgut in Deutschland.“
Man könnte meinen, Heiner Wolters würde nun ausholen und über die zweifelsohne bewegte Historie des Unternehmens referieren, das seit 1742 besteht. Stattdessen blickt er in die Zukunft. Wolters, der freiberuflich im Senat der Wirtschaft Deutschland sitzt, geht ein paar Schritte auf das Förderband zu und verfolgt die grünen Glasflaschen, die vor seinen Augen vorbeischießen. Er lächelt wieder und erzählt von der neuen Flaschen-Reinigungsmaschine, die wegen der integrierten Gasdirektbefeuerung und der genutzten Wärmerückgewinnung – welche wiederum das Brauchwasser und die Kastenreinigung speist – mehr als 30 Prozent weniger Energie verbraucht. Damit erreiche Fachingen auch eine Reduzierung beim Trinkwasser – auf 0,40 Liter pro Flasche abgefülltem Heil- oder Mineralwasser. Wolters: „Derzeit gibt es nur zwei Flaschenreinigungsmaschinen am Markt weltweit, die mit Gasdirektbefeuerung arbeiten.“
elevatr: Herr Wolters, was bedeutet „Innovation“ für Staatl. Fachingen?
Heiner Wolters: Innovation bedeutet für uns, Bewährtes weiterhin zu optimieren.
Was sind aktuell die größten Transformationstreiber auf dem Gastronomie-Markt?
Ressourcenschonung, Umweltschutz und Digitalisierung sind die großen Treiber für den Markt. Zwei Aspekte sind hierbei wichtig: flexibel auf die Veränderungen am Markt reagieren zu können und gleichzeitig den eigenen Werten treu zu bleiben. Das gilt nach innen und nach außen. Von besonderer Bedeutung ist das Wissen der Mitarbeitenden um alle Spezifika der eigenen Marke und der Verbraucher sowie deren Wünsche. Die Aspekte Gesundheit und Nachhaltigkeit fördern das Kaufverhalten, müssen aber auch glaubwürdig zur Marke passen.
Seit Jahren wächst das Gesundheitsbewusstsein in der Gesellschaft. Während der Pandemie haben sich viele Bürger mit dem Thema Waren und deren Wert beschäftigt. Ist dies auch bei Wasser der Fall und wie sind diesbezüglich Ihre Zukunftsprognosen?
Wir profitieren ganz klar vom generellen Trend zu gesunder Ernährung und einer ausgewogenen Lebensweise. Konsumenten entscheiden sich bewusst für unser Wasser, weil sich dieses durch die einzigartige Mineralisation und den hohen Hydrogencarbonat-Gehalt von 1.846 Milligramm pro Liter positiv auf den Säure-Basen-Haushalt auswirkt. Hier merken wir auch, dass es sehr gut ankommt, dass wir kein „One-Day-Wonder“ sind, sondern seit jeher für unsere Werte stehen.
„Zukunft braucht Herkunft“ – was bedeutet dieses Zitat für die Unternehmensentwicklung von Staatl. Fachingen?
Wir sehen die ökologischen Wirkungen unseres Handelns – von der Quelle, über die Flasche bis zum Kunden – als Beitrag zu Gesundheit und zum Wohlbefinden für künftige Generationen. Wir handeln nachhaltig, um unsere natürlichen Ressourcen zu schützen. Denn für uns als Familienunternehmen sind Umweltschutz, Quell- und Produktschutz gleichrangig, um die Qualität unserer Produkte zu bewahren. Dem Umweltschutz als tragendes Element möchten wir in einem kontinuierlichen Verbesserungsprozess Rechnung tragen. Beginnend mit einer schonenden Förderung von Heil- und Mineralwasser am Quellort bis zur Abfüllung in der optimalen Glasverpackung im Mehrwegkreislauf.
Digital is key
Rund 280 Jahre ist es her, dass der erste Mensch das Heilwasser aus der Quelle bei Fachingen an der Lahn getrunken und deren gesundheitlichen Nutzen erkannt hat. Seither setzt das Unternehmen klar auf die Zukunft. Unter anderem nutzt Fachingen zu 100 Prozent Öko-Strom aus deutschen Wasserkraftwerken. Seit 2018 wurde der Fuhrpark auf erdgasbetriebene Fahrzeuge umgestellt – elektrische Gabelstapler und eine Elektro-Kehrmaschine sind im Einsatz. Auf dem Betriebsgelände findet sich ausschließlich LED-Beleuchtung, Broschüren und Prospekte werden klimaneutral produziert.
Besonders wichtig ist dem Unternehmen das Thema Digitalisierung als „einer der Schlüsselfaktoren“. Unabdingbar sei etwa, dass die Live-Performance der Glas-Mehrweganlage in Echtzeit nachvollziehbar ist. Alle Mitarbeitenden sollen zur selben Zeit über dieselben Informationen verfügen. Daher hat das Unternehmen diverse digitale Tools implementiert. Darunter ein cloudbasiertes System, das Informationen zusammenführt und auswertet und eines, das Fragen beantwortet wie: Was geht in Ihrer Anlage vor sich? An welchen Stellen läuft es noch nicht hundertprozentig rund? Wo verstecken sich die letzten Optimierungs- und Einsparpotenziale?
Bereits 2003 hat sich Staatl. Fachingen zudem bewusst gegen die Verwendung von Einweg-Verpackungen und PET-Flaschen entschieden und füllt sein Wasser ausschließlich in Glas-Mehrwegflaschen mit Facettenschliff. Die Recycling-Quote liegt laut dem Unternehmen bei nahezu 100 Prozent für Verschlüsse, Etiketten, Glas und Transportkisten. Kästen werden geschreddert und bilden das Rohmaterial für neue Transportkisten, Paletten werden repariert und wiederverwendet.
Schon in den Jahren, als viele andere Unternehmen auf Plastik- oder PET-Flaschen gesetzt haben, blieb Staatl. Fachingen bei Glasflaschen. Eine Einstellung, die bei den Verbrauchern ankommt?
Staatl. Fachingen ist sich immer treu geblieben. Dass wir uns bereits 2003 bewusst gegen Einweg-Verpackungen und gegen PET-Flaschen entschieden haben und nur in den hochwertigen Individualgebinden erhältlich sind, wird vom Gast wie auch vom Endverbraucher goutiert.
Wie können CO2-Emissionen neutralisiert werden, die sich noch nicht vermeiden lassen? Was raten Sie anderen Unternehmen bei der Auswahl?
Es gibt immer wieder CO2-Emissionen, die sich noch nicht vermeiden lassen. Wir gleichen diese durch die Förderung eines Projektes zur Versorgung der Menschen mit sauberem Trinkwasser in Madagaskar aus. Das Wasser aus tief gebohrten Brunnen wird mit Solarkraft in hohe Wasserspeicher gepumpt. So werden die CO2-Emissionen, die beim Abkochen des sonst aus flachen Brunnen stammenden Wassers entstehen würden, vermieden. Bei der Auswahl solcher Projekte sollten Firmen darauf achten, dass sie zum Produkt und zu den Werten des Unternehmens passen sowie wirklich sinnstiftend sind.
Wie kann Staatl. Fachingen in puncto Nachhaltigkeit noch als Vorbild für die Hospitality dienen?
Das Wichtigste ist zu prüfen, was alles möglich ist und worauf verzichtet werden kann. Wir haben uns zum Beispiel bewusst dafür entschieden, unsere Produkte nur in Deutschland und dem grenznahen Ausland anzubieten. Aus Gründen des Umweltschutzes verzichten wir auf den Vertrieb in weiter entfernten Ländern und arbeiten beispielsweise auch nicht mit Kreuzfahrtgesellschaften zusammen.
Wichtig ist aber nicht nur die Nachhaltigkeit beim Thema Energie. Sondern auch, was die Mitarbeitenden angeht. Daher füllen wir beispielsweise im Zwei-Schicht-Betrieb ab. Nachts und an den Wochenenden haben die Mitarbeitenden frei.
Wie ist es möglich, das nachhaltige Engagement zu kommunizieren – auch an die Gäste in der Gastronomie?
Für eine glaubwürdige Kommunikation ist es generell wichtig, immer wieder aufzuklären. In der Gastronomie ist daher Weiterbildung sehr wichtig. Geschult werden sollte insbesondere das Servicepersonal – und zwar hinsichtlich der Bedeutung von Mineralwasser in der Gastronomie. Wir bieten daher schon lange übergreifende Seminare an, in welchen über die Inhaltsstoffe sowie die richtige Präsentation des Mineralwassers referiert wird. Und das auch online durch ein Webinar in Kooperation mit der Deutschen Hotelakademie in Köln, denn digital is key.
* In unseren Brand Stories sprechen wir mit Gestalter:innen und Vordenker:innen aus der Hospitality Industrie über unternehmerische Visionen, Produktinnovationen und zukunftweisende Entwicklungen. Die Artikel kommen nicht von den Unternehmen, sondern werden nach redaktionellen Ansprüchen konzipiert und umgesetzt.