elevatr: Florian Horn, wir fangen bei der Zukunft an – was sind die drei Future-Gastro-Trends?
Florian Horn: Innovation, Neugierde und Entdeckergeist. Die kommenden Food-Trends werden die sein, die unsere Gäste sich aussuchen. Das kann ein wilder Mix aus Speisen verschiedener Kulturen sein, aber genauso vielleicht ein Gericht, das es bisher noch nicht auf unsere Teller in Europa geschafft hat.
Was hat euch zu den Manifesto Food Markets inspiriert?
Die Inspiration dafür finden wir an all den Orten, an denen Menschen zusammenkommen. Das kann ein Park sein, ein Restaurant oder ein Stadtviertel. Die Experience, die die Menschen dort machen, wollen wir bei Manifesto kreieren, indem wir eine sichere Umgebung mit köstlichem Essen kreieren; einen Ort, an dem alle wachsen können und Gemeinschaft finden.
Wie wichtig werden diese Orte des Zusammenkommens künftig für unsere Gesellschaft?
Während die Online-Community Minute für Minute wächst, motivieren immer weniger Orte die Menschen dazu, rauszugehen und sich in real life zu treffen. Aber: keine Online-Experience wird jemals einen Besuch vor Ort ersetzen können, bei dem man Freunde trifft. Bei dem man während man sein Lieblings-Food isst gemeinsame Geschichten in einer stylishen Umgebung teilen kann. Zusammensein und gemeinsame Experiences zu teilen, ist key. Was wir machen, ist ein archaisches Modell wiederzubeleben, das so alt ist wie die Menschheit. Es geht darum, das Zusammensein für uns moderne und digital gewandte Menschen neu zu erfinden, indem wir in sleekes und einladendes Design investieren und Services bieten, die unsere Gäste mit all ihren unterschiedlichen Needs, Geschmäckern und Interessen individuell nutzen können. Aber nicht nur das – die Leute wollen heute auch extra Anreize, um ihr Haus zu verlassen, wie beispielsweise Livemusik oder anderes Entertainment.
Was bedeuten diese Gemeinschaftsorte für urbanes Zusammenleben?
Die Stadtzentren sind menschenleer, weil das Retail Modell versagt und wegen Planungsfehlern in der Vergangenheit. Warum sollten die Leute fünf Stationen mit der Tram fahren, wenn sie bequem online shoppen können? Im Bereich der Gastro hat es aber auch den Hintergrund, dass viele Restaurants eben nicht mehr anbieten, als den absoluten Durchschnitt. Nicht umsonst hat unser Founder Martin Barry zudem den Potsdamer Platz in Berlin als Standort für den Manifesto Market in Deutschland ausgewählt: Wir wollen unseren Beitrag dazu leisten, das gesamte Areal dort zu revitalisieren und zur belebten Fußgängerzone zu machen. Die Gäste können dort aus rund 20 F&B-Outlets ihren Favoriten wählen, es gibt Drinks und regelmäßige Events wie den Wine Tasting Friday.
Warum wolltet ihr mit Manifesto noch nach Berlin?
Als sich die Gelegenheit bot, war klar: Es ist ein Risiko, aber auch eine einmalige Chance. Am Ende war es dann ein No Brainer. Berlin ist die perfekte Stadt, um unsere Expansion außerhalb Prags zu starten. Möglich gemacht haben das alles aber erst unsere starken Partnerschaften, ein junges und entschlossenes Team, das weiß: Alles ist möglich! Bisher hat es sich gelohnt, wir können uns nicht über zu wenige Gäste beschweren.
Abgeleitet von euren Erfahrungen – was sind deiner Ansicht nach grundsätzliche Erfolgsfaktoren für Gastronomie?
Die Bereitschaft, sich an Gegebenheiten anzupassen, die sich ständig ändern – und sich selbst schnell und flexibel verändern zu können. Wir selbst hatten innerhalb der mehr als vier Jahre unseres Bestehens starke Changes – nur so konnten wir ein hybrides Konzept schaffen, das aus meiner Sicht absolut unique ist. Genauso wichtig wie Flexibilität ist aber, dass Gastronomen ihren Gästen absolute Top-Qualität liefern und ein Erlebnis bieten, das sie sonst nirgends bekommen. Außerdem ist bei uns ein Erfolgsfaktor, dass wir ein Ökosystem aufbauen für oft kleine und mittelständische Gastronomien, die meist familiengeführt sind, damit diese in der volatilen Landschaft überleben können. Ihnen muss man ein Sprungbrett bieten, damit sie überhaupt erst einmal anfangen können. Dann brauchen sie ein Sicherheitsnetz durch das Kombinieren von Angeboten, die on- und offline funktionieren und eine stabile Community, die wir innerhalb und über unsere Markets hinaus aufbauen.
Was sind direkte Vorteile der Community-Gastronomien?
Erst einmal: F&B-Betriebe können mit geringeren Fixkosten arbeiten, brauchen weniger Staff und können viele Everyday-Struggles bei uns abladen. Außerdem bekommen sie Einblicke ins Marketing. So können alle den Hauptteil ihrer Energie dort hinein stecken, was sie am besten können: außergewöhnlich gutes Essen kochen. Am Ende geht es also darum, ein Gastro-Umfeld aufzubauen, in dem alle Restaurants wachsen und prosperieren können.
Wie unterscheiden sich die Betriebe in Prag und Berlin?
In Prag arbeiten wir outdoor in einem Container-Kollektiv, das von einem Gerüst überdacht wird. Im Sommer kann man dort auch am Pool chillen. Insgesamt gibt es 14 Restaurants und zwei Bars, wodurch wir eine große Diversität beim Essen gewährleisten können. Außerdem bieten wir Filmnächte, Parties, Familienbruch, Musik, Yoga, you name it.
In Berlin arbeiten wir das erste Mal indoor und die Venue ist noch größer – hier können wir unsere Design-Kompetenzen komplett ausspielen und noch mehr F&B-Konzepte ausprobieren, die wir teilweise in Berlin gelauncht haben. Beide Märkte haben ihren ganz eigenen Charme. In Berlin wollen wir uns dieses Jahr vor allem auf die angrenzenden Straßen konzentrieren, um die Leute von dort direkt zu uns zu holen.
Interview: Verena Usleber
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Manifesto Market ist eine in Prag ansässige Food Hub Brand, die 2018 vom amerikanischen Unternehmer und Architekten Martin Barry gegründet wurde. Das Konzept soll tendenziell eher unscheinbare Orte wiederbeleben, in besondere Erlebnisse verwandeln und die Menschen rund um die Themen Food und Kultur zusammenbringen.