elevatr: Maren Stieler, was bedeutet Digitalisierung für dich persönlich?
Maren Stieler: Digitalisierung hat meinen Alltag in allen Lebensbereichen stark beeinflusst und verändert; von der Freizeitgestaltung über die Kommunikation und das Lernen bis hin zur täglichen Arbeit. Kurz gesagt: wie ich im Alltag lebe und wirke. Vor allem ein Leben ohne Smartphone könnte ich mir heute nicht mehr vorstellen. Will ich wandern gehen – das Handy verrät, wo es langgeht, ich muss noch schnell einkaufen – das Handy zahlt und wenn ich mit meinem Mann im Urlaub bin – natürlich via App gebucht –, ist unser Haus mit einer Smart Home Technik gesichert. Ich denke, wo Digitalisierung für jeden Einzelnen beginnt, hängt sehr stark von unserer individuellen Wahrnehmung ab.
High Tech vs High Touch: Warum ist HR deine Professional Passion?
Die Gründe sind so vielfältig wie die Vielfalt der HR-Themen an sich. Es gibt jedoch zwei entscheidende Elemente, die mich auch heute noch jeden Tag motivieren und begeistern: der „Mensch an sich“ und die Möglichkeit der unternehmerischen Mitgestaltung. In keinem anderen Unternehmensbereich lassen sich Themen wie Talentmanagement, Transformations- und Changemanagement so perfekt verbinden. Natürlich hat sich in den vergangenen Jahren die Rolle von HR stark verändert und wird sich auch weiter ändern. Daten- und Technologiemanagement treten immer mehr an die Stelle des klassischen Personalmanagements. Um also auch weiterhin als organisationale Expertin für die erfolgreiche Gestaltung von Changeprozessen im Unternehmen auftreten zu können, braucht es im HR nicht nur die entsprechende Kompetenz, sondern auch das richtige Gespür für Menschlichkeit, Professionalität und Technologie.
Stichwort Technologie – welche Chancen und Potenziale bietet Digitalisierung im HR?
Das Automatisieren von Standard-Personalprozessen ermöglicht es im HR, sich zum einen mehr auf das wirklich Wichtige zu konzentrieren: die Mitarbeitenden. Und zum anderen auf strategische und zukunftsorientierte Aufgaben. Nur so kann HR über die reinen Personaltätigkeiten hinweg weiter hinauswachsen.
Zudem verspricht Künstliche Intelligenz das HR-Management einfacher, schneller und objektiver zu machen. Zur Anwendung kommen die Algorithmen beispielsweise in der Bewerberauswahl, im Performance Management, der Personalentwicklung oder bei strategischen Entscheidungen – Stichworte „Data Analytics“. Für einen sicheren und diskriminierungsfreien Einsatz der Systeme benötigt HR sowohl Technologiekompetenz als auch Datenschutzverständnis, IT-Security und ethische Leitplanken.
„Die persönliche Kommunikation ist die Grundlage großartiger Beziehungen, die Menschen verbinden und Unternehmen stärker machen.“
Wie wichtig ist das Thema Kommunikation im HR? Und wie schafft man eine erfolgreiche Kommunikation zwischen Tools und Teams?
Communication is key – eigentlich sagt dieser Satz alles aus. Kommunikation ist für mich der Schlüssel zum Aufbau von Vertrauen zwischen den Menschen und innerhalb eines Teams. Vertrauen wiederum ist Voraussetzung für gute Leistungen und Ergebnisse. Tools können uns hervorragend unterstützen, unsere Kommunikation unternehmensweit zu steuern und Informationen für jeden zugänglich zu machen, aber die zwischenmenschliche und persönliche Kommunikation ist für mich die Grundlage großartiger Beziehungen, die Menschen verbinden und Unternehmen stärker machen können.
Was braucht es, damit Employee-Experience-Programme künftig (besser) funktionieren und welches Potenzial liegt in deren Nutzung?
Employee Experience gilt jetzt schon seit einigen Jahren als der HR-Trend der Zukunft. Aber Themen wie Mitarbeiterzufriedenheit und Mitarbeiterbindung begleiten mich schon durch meine ganze berufliche Laufbahn und nicht erst seit den Diskussionen um eine fortschreitende Digitalisierung, die Einführung einer Vier-Tage-Woche, Workation oder die hohen Ansprüche der Generation Z.
Natürlich beeinflussen smarte und agile Systeme, Tools und Plattformen, die wir für Mitarbeitende bereitstellen, die Employee Experience. Sogenannte Employee Experience Plattformen, kurz EXP, ergänzen die Intranets oder Mitarbeitendenportale von Unternehmen oder lösen diese gar ganz ab. Beschäftigte sollten dort alles finden, was sie brauchen, um ihren Job zu erledigen, zu lernen und sich mit Kollegen auszutauschen. Aber ohne eine nachhaltig gelebte Unternehmenskultur mit positiven, emotionalen Begegnungen mit den Mitarbeitenden – sogenannte „Moments that matter" – bleibt jedes Tool eben einfach nur ein Tool.
Du bist seit sechs Monaten Corporate Director of HR bei Bierwirth & Kluth. Welche Rolle spielen die Grundwerte des Unternehmens im Hinblick auf die fortschreitende Technologie- und Digitalisierung?
Die technologische Umgebung mit ihren Tools und Geräten kann nur so gut sein, wie der Mensch, der sie nutzt. Daher muss der Fokus heute mehr denn je beim Menschen liegen. Bei Bierwirth & Kluth entstand schon vor langer Zeit im Rahmen der Leitbildentwicklung unser Warum: „Mit Herz und Verstand glückliche Spuren kreieren“. Dieser soll den Sinn und unsere Werte, die Merkmale unserer tollen Branche und das Besondere an Bierwirth & Kluth vereinen.
Herz und Verstand sollen dabei die Menschlichkeit, Nähe und Professionalität ausdrücken, die wir leben. Die glücklichen Spuren sind die Übersetzung für unser Gastgeber-Gen, mit dem wir anderen glückliche Momente bescheren. Eben genau diese „Moments that matter“ – für Gäste, Geschäftspartner und ganz besonders für unsere Mitarbeitenden.
#ausblick: Was wünschst du dir für HR in der Hospitality der Zukunft?
Ich wünsche mir, dass das „negative Bashing“ der Hospitality Industry endet. Ein erhöhtes Bewusstsein für Menschlichkeit und Herzlichkeit in der Branche und eine wieder wachsende Erkenntnis, in welch großartiger Branche mit tollen Entwicklungsmöglichkeiten wir arbeiten.
Interview: Verena Usleber
* #talk to me: In unseren Brand-Beiträgen geben unsere elevatrCommunity Partner besondere Einblicke in ihre Expertise und ihr unternehmerisches Universum.