Community-Welten schaffen, in denen Menschen im Alter selbstbestimmt leben können: Das will das 2018 gegründete Schweizer Start-up The Embassies, das mit seinem Contemporary Co-Living-Konzept Wohnen im Alter neu definieren möchte. „Wir wollen Welten schaffen, auf die sich Menschen freuen, wenn sie älter werden. Orte, die ihnen bis ins hohe Alter stilvolles Wohnen und gesellschaftliches Leben versprechen“, sagt Lukas Willhöft, der die globale Entwicklung des jungen Unternehmens seit März als Development Director mitgestaltet.
Lukas Willhöft, der zuletzt die europäische Expansion der 25hours Hotels vorangetrieben hat, weiß gutes Storytelling zu schätzen und so gefällt dem gebürtigen Hamburger, dass die Idee zu dem Konzept auf der persönlichen Story von Founder & Chairman Jan Garde beruht: „Die Frage, wie Menschen ihren Lebensabend erleben, lässt Jan seit Kindheitstagen nicht los, als seine Großeltern ins Altersheim umziehen mussten. Aus dieser Zeit weiß er, wie trostlos und einsam sich ein Aufenthalt dort anfühlen kann“, erzählt der Hotel- und Immobilienexperte im Gespräch mit elevatr. Und so brach Garde auf, um im Rahmen seines Market Research über 100 Senior Living-Einrichtungen von New York bis Tokio unter die Lupe zu nehmen.
Der erste Botschaftsstandort soll 2022 eröffnen. Zielgröße sind 30 Embassies bis 2030.
Mit dem Angebot für über 60-Jährige orientiere sich der Newcomer an den Babyboomern, die sich ihren ganz individuellen Lebensstil aufgebaut haben und diesen bis ins hohe Alter pflegen möchten. Der erste „Botschaftsstandort“ soll 2022 in Europa eröffnen. Zielgröße bis 2030 sind 30 Embassies weltweit in Großstädten mit einer hohen Lebensqualität, darunter New York, London, Kopenhagen, Berlin und Zürich. Diese wolle man als Operating Company mit einer Spezialisierung auf Wohnen im Alter betreiben.
Living, Community & Neighbourhood
Das Konzept basiert auf drei Säulen, mit denen der ehemalige 25hours-Mann bereits seine Erfahrung gemacht hat: Living, Community und Neighbourhood. „Wir wollen lebendige Orte sein. Dafür setzen wir einerseits auf Erdgeschosse, die sich der Nachbarschaft mit ihren F&B-Angeboten nach außen und innen hin maximal öffnen. Je nach Standort ergänzen Farmer’s Markets, Flowershops oder Bakeries diesen bunten, lebendigen Bereich. Andererseits spielen unsere Community Clubs, für die jeweils eine Etage unserer Häuser reserviert sein wird, eine zentrale Rolle. Wir wollen dort kein hippes Co-Living schaffen, sondern Orte, die dem Gedanken des lebenslangen Lernens Rechnung tragen. Auf dieser Ebene sollen für Embassies-Members – die Ambassadors – sowie die externen Mitglieder des Members-Clubs kulturelle Veranstaltungen wie Lesungen stattfinden, Workshop Rooms eingerichtet und Wellbeing Dienstleistungen angeboten werden“, erläutert Lukas Willhöft. Genau dieser Community-Gedanke mache den Unterschied zu herkömmlichen Wohnmöglichkeiten im Alter aus.
The Embassies setzen für ihr Co-Living-Konzept auf drei Säulen: Living, Community und Neighbourhood (Grafik: The Embassies)
Über den öffentlichen Bereichen sollen die circa 30 bis 70 Apartments pro Haus angesiedelt werden. „Beim Thema Living legen wir besonderen Wert auf Stil, Großzügigkeit und flexibel buchbare Service- und Pflegeleistungen“, so der Development Director. Letztere reichen von Housekeeping über Concierge Services bis hin zu ambulanter Pflege, die in Zusammenarbeit mit lokalen Dienstleistern realisiert werden soll.
Die Apartments sollen voll möbliert in drei Größen zwischen 40 und 100 Quadratmetern Wohnfläche zur Wahl stehen. Circa 10 bis 15 Prozent der Wohneinheiten stehen Angehörigen aus anderen „Embassies“ oder Gästen als Shortstay Apartments offen. Lukas Willhöft: „Das Besondere unseres globalen Netzwerks ist ja, dass Mitglieder die Chance haben, alle Embassies zu bereisen“. Und dies mit dem Anspruch, dass alle Residenzen so gut miteinander vernetzt sind, dass die Teams vor Ort etwa gesundheitliche Gegebenheiten aller Mieter kennen und diese sich überall sicher zuhause fühlen können. Zentraler Ausgangspunkt für ein derartig lückenloses Customer Relationship Management ist eine unter der Regie von The Embassies Co-Founder und Tech-Spezialist James Graves entwickelte digitale Plattform.
Zwei Megatrends
Klar ist schon heute: Das Geschäftsmodell ist für Investoren und besonders auch Eigentümer von Bestandsimmobilien attraktiv. Spätestens seit sich Porsche mit seinem Company Builder „Forward 31“ bei dem Unternehmen engagiert, nimmt die Umsetzung Fahrt auf. „Mit The Embassies greifen wir den Megatrend auf, einer weltweit älter werdenden Gesellschaft einen gehobenen Lebensstil im Ruhestand zu ermöglichen. Dabei verstehen wir die Zeit nach dem Arbeiten als eine Reise, auf die man sich freuen kann”, sagt Christian Knörle, Head of Company Building der Porsche Digital. Forward 31 entwickelt gemeinsam mit dem Gründerteam von The Embassies, Jan Garde, Henning Weiss und James Graves, das Geschäftsmodell weiter und begleitet das Unternehmen in Zukunft als strategischer Partner. „Und auch der Megatrend, dass sich Städte – insbesondere die Zentren von Städten – neu erfinden müssen, bringe spannende Gespräche mit Investoren“, ergänzt Lukas Willhöft. Alterswohnen in Innenstädten werde wieder interessant. Als Wettbewerb zur (Stadt-)Hotellerie verstehe er The Embassies dabei nicht. Es gebe durchaus Gemeinsamkeiten, was den Hospitality-Gedanken, die 100-prozentige Kundenzentrierung oder die gesuchten Objekte anbetrifft. Doch in Betriebsart und Positionierung besetze das Start-up in seiner Form eine ganz neue Nische.
Laura Schmidt/Nina Fiolka