Wie ist es, wenn Kinder in die Fußstapfen ihrer Eltern treten? Ronja Anne-Sophie Gerhard, und Otto K. Lindner, haben es getan. Als Hospitality-Kinder sind sie dabei fern von konservativ.
Otto K. Lindner, Hospitality war erstmal nicht dein Weg …
Otto K. Lindner: Genau. Ich habe meine Karriere nach der Uni bei der Deutschen Bahn als Management Trainee in Berlin gestartet. Danach hatte ich die Chance, in Kalifornien ein kleines Consulting-Team bei der Deutschen Bahn zu gründen, quasi ein Start-up innerhalb des Konzerns. Als ich Ende 2021 zurückkam, waren wir 75 Berater. Über meinen Vater Otto Lindner (Lindner Hotels, Anm. d. Red.) und meine Familie habe ich den Hospitality-Hintergrund in die Wiege gelegt bekommen. Mein Vater hat oft Urlaub und Arbeit miteinander verknüpft. Deshalb waren wir auch viel in Hotels unterwegs. Und ich freue mich jetzt unglaublich, mit Hospitality X in der Hospitality-Welt angekommen zu sein.
Was steckt hinter Hospitality X?
Hospitality X ist eine Holding, die in besondere Hotelkonzepte investiert. Bei unserem ersten Projekt „The Zipper“ in Düsseldorf verbinden wir Hospitality und Healthcare. Es entstehen 168 Serviced Apartments im Short- und Longstay-Bereich direkt in einem Gebäude mit Facharztkliniken verschiedener Ausrichtungen. Wir möchten Corporates ansprechen und Medizin-Tourismus entwickeln. Aktuell organisieren wir Workshops mit den Fachärzten, um herauszufinden, was sie für Anforderungen an die Apartments haben. Dennoch soll die Zimmereinrichtung natürlich stylisch sein; da arbeiten wir mit Joi Design aus Hamburg zusammen. Es wird ein Angebot im Viersterne-Plus-Segment und im September eröffnen wir.
#future: Gibt es schon weitergehende Pläne?
Wir fokussieren uns gerade zu 100 Prozent darauf, „The Zipper“ erfolgreich auf den Markt zu bringen. Aber wir schauen auch, was es sonst so gibt. Wir haben gerade einen Mietvertrag mit dem Parkhaus nebenan mit 458 Stellplätzen unterschrieben, was ganz gut zu meinem Mobility-Background passt. Wir wollen andere Industrien, an die wir glauben, mit der Hospitality verknüpfen. Jetzt haben wir Healthcare und Mobility und dann schauen wir mal, was als nächstes kommt.
Ist dein Vater mit an Bord?
Ja, absolut. Wir sitzen zusammen in einem Büro. Mein Vater ist Chairman des Advisory Boards bei uns.
Ronja Anne-Sophie Gerhard, war dir immer klar, dass du in die Hotellerie gehst?
Ronja Anne-Sophie Gerhard: Anzug und Krawatte – das hätte mir nicht so gut gestanden. Deshalb war mir nicht von vornherein klar, dass ich bei meinem Vater Stephan Gerhard die Nachfolge antrete. Inzwischen hat er die Krawatte abgelegt – was hilft. Ich hatte mich ursprünglich entschieden, Sportmanagement zu studieren und habe anschließend lange im Sportmanagement gearbeitet. Beispielsweise war ich damals bei den Jugend-Olympischen Spielen in Norwegen dabei und war als Sponsoringmanagerin tätig, bevor überhaupt mal die Idee aufkam, dass ich etwas mit meinem Vater gemeinsam mache und dann vielleicht irgendwann seine Nachfolge antrete.
Was hat dir dein Vater mitgegeben in jungen Jahren?
(lacht) Er war schon recht streng manchmal, aber rückblickend kann ich sagen: Er hatte nicht ganz unrecht mit dem, was er gesagt hat. Sonst wäre ich heute nicht da, wo ich jetzt bin. Aber Sportmanagement, da wollte ich hin, und er hat mich dabei auch begleitet. Heute bin ich froh, dass ich es gemacht habe.
Dein Konzept „Sisters of Paradise“ ist quasi Airbnb 2.0 und viel Storytelling …
Es handelt sich um Ferienwohnungen, die alle den gleichen Standard haben. Man muss vorher nicht mehr recherchieren, ob es eine Spülmaschine gibt oder ob hochwertige Matratzen vorhanden sind. Wenn man in eine der Wohnungen fährt, hat man eine gute Matratze, immer die gleiche Espressomaschine, die gleichen Kissen und Bettwäsche, aber immer eine andere Stadt und immer ein anderes Motto in der Wohnung. Und wir machen Storytelling in jedem Apartment: Zwei Schwestern, die ihren Bruder suchen, sind die beiden Hauptfiguren unserer Saga, die wir um die Apartments herumgesponnen haben. Ihnen kann man folgen und sie haben Top-Tipps für Clubs und gute Restaurants. Wir sind in Marrakesch, Olhao in Portugal, in Batumi in Georgien und in Barcelona.
Ist es nicht zu komplex, eine Apartment-Marke in unterschiedlichen Ländern aufzubauen?
Das ist aus der Historie entstanden, wir sind in Portugal gestartet. Für mich war entscheidend, dass ich das, was mir persönlich im Urlaub wichtig ist, in unser Konzept einfließen lasse.
Und wie geht es weiter?
Bie uns steht eine Expansion an. Im Moment haben wir sieben Apartments am Start. Das wollen wir in den nächsten Jahren natürlich ausbauen und all die Kleinigkeiten, die in den ersten Jahren aufgefallen sind, noch verbessern. Außerdem habe ich auch noch die Ehre, die Firma meines Vaters übernehmen zu dürfen.
Die Fragen stellte Professor Burkhard von Freyberg