elevatr: Herr Arnold, Sie haben im Juli 2020 das Hotel Alex zum The Living Circle-Verbund hinzugenommen und damit für alle drei Züricher Häuser das One City & Lake Resort-Konzept geboren. Was ist die Idee dahinter?
Jörg Arnold: Mit der Hinzunahme des Hotel Alex als drittes Züricher Haus in den The Living Circle-Verbund verbinden wir die Chance, unsere Positionierung im Freizeitmarkt zu stärken. Gerade in der Krise hat sich gezeigt, dass Wachstum in der Business- und Stadthotellerie wenig beeinflussbar ist. Mit dem City Resort-Gedanken bauen wir die bereits enge Zusammenarbeit unser Stadthotels Widder und Storchen für Leisure Reisende weiter aus.
Wie erleben Städtereisende den Resort-Gedanken?
Mit dem Check-in in eines unserer drei Züricher Häuser wird wie in einem Resort Hotel eine Gästekarte ausgehändigt. Damit haben die Gäste Zugang zu den Services und Angeboten aller drei Häuser. Sie sind überall registriert und können sich anhand unserer Resort Map ihr eigenes Freizeitprogramm zusammenstellen, etwa eine Bar Tour, ein Dine Around oder ein Spa Retreat. Wenn Gäste des Alex Lake Zürich nach einer Shoppingtour noch einen Aperitif nehmen möchten, bringen sie einfach ihre Einkaufstaschen ins Widder oder Storchen. Und wir sorgen für den Transfer ins Hotelzimmer.
Funktioniert diese Art der Kooperation nur im Markenverbund?
Keineswegs. Durch das City Resort-Konzept haben wir eine viel größere Dynamik im Leisure Segment erreicht als andere Züricher Stadthotels. Das können auch Hotels schaffen, die nicht in einem Verbund agieren. Gerade im Freizeitmarkt schöpfen einzelne Player ihr Potential besser aus, wenn sie ihre individuellen Stärken in gemeinsamen Produkten zusammenbringen. Ich glaube an die Kraft von Kooperation. So wie wir es auch bei Zürich Tourismus leben, dessen Vorstand ich angehöre. Dort setzen wir auf die Power von vier Kantonen und vermarkten Zürich nicht „nur“ als Stadt, sondern als ganze Ferienregion. Ich hoffe, dass die Krise alle Player in der Hospitality näher zusammenrücken lässt und nicht mehr jeder sein eigenes Gartendenken hat.
Die drei Züricher Luxushotels des The Living Circle formieren sich zum City & Lake Resort: Hotel Alex (oben), Storchen Zürich (unten links) und Widder Hotel
Wie entfalten Sie die Power der Partnerschaft im eigenen Unternehmen?
Indem ich den Führungskräften als Coach und Partner zur Seite stehe, der sie dabei unterstützt, ihre Ziele zu erreichen und persönlich wachsen zu können. Meine Philosophie ist es, dass alle Abteilungsleiter wie Unternehmer denken und agieren können. Ein Beispiel: Zwar gebe ich die Strategie für die Gruppe vor. Die Ziele für die Einzelbetriebe jedoch definieren unsere Abteilungsleiter anhand unserer drei Unternehmenswerte Herzlichkeit, Verbindlichkeit und Einzigartigkeit. Notwendige Maßnahmen und angestrebte Ziele werden auch immer in den Abteilungen besprochen. Nur wenn alle Mitarbeiter im Betrieb wissen, wohin die Reise gehen soll, können sie ihr Bestes dazu beitragen.
Wo soll die Reise für The Living Circle hingehen? Gibt es Expansionspläne?
Wir verfolgen keine quantitative Wachstumsstrategie. Bei uns steht immer im Vordergrund, dass wir die Betriebe im Verbund wirtschaftlich betreiben können. Es gibt drei maßgebliche Punkte, die wir bei Zuwächsen erfüllt haben wollen: beste Lage, Historie und persönlich geführt. Konzeptionell wollen wir The Living Circle künftig neben unserer Gründungsidee „Farm to table“ auch mit den Themen Kunst und Musik verbinden, zu denen wir über die Besitzerfamilien Anda und Franz-Bührle exklusiven Zugang haben.
Ist es angedacht, The Living Circle zu einer Vertriebskooperation zu entwickeln?
Nein, von Franchising bin ich kein Fan. Ich möchte die Qualität der Hotels eins zu eins beeinflussen können.
Also doch nicht immer Kooperation?
Doch, aber anders. Wir denken an Marketingvereinbarungen mit Betrieben, die zum Beispiel in Bergregionen sind und in Punkte Gästestruktur und Nachhaltigkeit zu unseren Ansprüchen passen. Ich könnte mir eine Art „affiliated to The Living Circle“ vorstellen. So würde die Kooperation wieder ihre Kraft entfalten.
Nina Fiolka/Laura Schmidt