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„Das Bildungssystem wird sich revolutionieren“

Level up: Wie KI Motivation fördern und Gamification Ausbildung elevaten kann? Das erklärt Rana Jradi, Leiterin Personal- & Organisationsentwicklung Deutsche Hospitality, im Future-Talk.

 

Rana Jradi Deutsche Hospitality

Wie wird sich Bildung in der Hospitality entwickeln? Das haben wir Rana Jradi (Leiterin Personal- & Organisationsentwicklung Deutsche Hospitality) gefragt. Die Expertin rechnet mit einem tiefgreifenden Changeprozess, der bereits begonnen hat. (Foto: Deutsche Hospitality)

elevatr: Rana Jradi, wie sieht Ausbildung 2030 aus?

Rana Jradi: Mit Blick auf Digitalisierung und Globalisierung wird sich das Bildungssystem revolutionieren. Wir werden uns immer mehr von der „traditionellen Schule“ verabschieden müssen. Durch die Digitalisierung wird es den Schülerinnen und Schülern möglich sein, ortsunabhängig und in individuellem Tempo zu lernen. Das Lernverhalten wird aber sicher auch geprägt sein durch schnellere Informationsaufnahme und Multitasking. Daher wird Gamification, das spielerische Lernen verbunden mit Belohnungen, immer mehr an Relevanz gewinnen.

Wie genau kann Gamification Ausbildung elevaten?

Schon seit unserer Kindheit lernen wir spielerisch am besten, die Welt zu verstehen, und entwickeln unsere geistigen und motorischen Fähigkeiten weiter. Wir müssen künftig das „Bespielen“ verschiedener Areale im Gehirn – bildlich, textlich oder auch mit Ton – viel mehr in den Fokus stellen. Zu lernen, wie wir mit digitalen Medien umgehen, ist dafür essenziell. Wenn ich ans Spielen denke, denke ich beispielsweise auch daran, verschiedene Levels zu erreichen und die Herausforderungen des nächsten Levels anzunehmen. Durch KI ist es möglich, diese Challenges an die individuellen Fähigkeiten und Fortschritte anzupassen, sodass diese nicht zu schwer sind und Demotivation vermieden werden kann.

Sind die Lehrpläne in der Hospitality noch up to date?

Nein. Unsere Lehrpläne sollten endlich aufhören, sich selbst vorzumachen, über Jahre zu passen. Wir können ja auch nicht mehr so tun, als könnte ein Taxigeschäft niemals durch ein intelligentes System wie etwa Uber verändert werden. Die Lehrpläne in unserer company-eigenen und jüngst wieder integrierten Steigenberger Akademie Bad Reichenhall werden deshalb beispielsweise so weit wie möglich in Zusammenarbeit mit visionären Praktikern geschrieben.

Welche Bereiche müssen dabei unbedingt abgedeckt werden, um zukunftsfähig zu sein?

Besonders Softskills wie Selbstreflexion und Kommunikation werden im Zuge der Digitalisierung immer wichtiger, da sie verlernt werden. Wir vernetzen uns immer mehr durch das Internet und immer weniger mit Menschen, so dass kaum noch über Gefühle oder Emotionen gesprochen wird. Beispielsweise ist es wichtig, ein Bewusstsein für das eigene Ich zu trainieren. Denn diese Fähigkeit ist eine der Grundlagen für erfolgreiche Führung im Berufsleben.

Was macht erfolgreiche Führung künftig noch aus?

Generell gilt: Durch die Digitalisierung müssen wir immer schneller reagieren können und uns anpassen, um den sich verändernden Marktanforderungen gerecht zu werden. Heruntergebrochen auf Führungskultur heißt das: Hierachiedenken ist passé – modernes projektbasiertes Arbeiten ist die Zukunft, um Abläufe zu beschleunigen. Hier sehen wir eine große Herausforderung. Denn unsere Branche ist geprägt davon, dass wir unter den Anforderungen der Gäste oft Führungsentscheidungen von oben nach unten deklinieren. Das wird allerdings mit den jüngeren Generationen nicht mehr funktionieren – und die Gäste werden das mehrheitlich auch nicht wollen. Sie möchten es mit kompetenten, lösungsbereiten Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartnern zu tun haben. Also: Entweder, wir gewinnen Vertrauen in die selbständigen Lösungen unserer Mitarbeitenden, oder wir werden mit schlecht ausgebildeten „Befehlsempfängern“ arbeiten müssen, die es immer weniger gibt und geben sollte.

Inwiefern sollten Betriebe also das eigene Selbstverständnis hinterfragen?

Was wir alle verinnerlichen müssen, ist: Die Mitarbeitenden entscheiden sich für uns, und nicht mehr (nur) wir für sie. Wir nennen das Arbeitnehmenden-Markt.

Mit welchen Argumenten können Arbeitgeber auf diesem Arbeitnehmenden-Markt bei der Next Gen punkten?

Die Next Gen sieht sich um nach Betrieben mit klaren und gelebten Werten, nach Wertschätzung. Sie möchte ernst genommen werden, denn seit diese Generation auf der Welt ist, wird sie nach ihrer Meinung gefragt: Was möchtest du? Wo willst du hin? Sie ist es gewohnt, mitzusprechen und Entscheidungen zu treffen und möchte gechallenged werden. Entscheidend wird sein, unseren Mitarbeitenden Freiraum zu gewähren und sie mitbestimmen zu lassen.

Darüber hinaus legt die Generation sehr viel Wert auf ein gutes Klima im Team und eine gute Feedback-Kultur sowie Work-Life-Balance mit größter Flexibilität. Sie möchte Spaß bei der Arbeit haben, die gleichzeitig sinnhaft ist.  

Die DHfamily, die seit 2019 zur asiatischen Konzernmutter Huazhu gehört, hat erst vor einigen Monaten die Steigenberger Akademie in Bad Reichenhall wieder in das Firmenportfolio integriert. Wie profitiert Ausbildung bei der DH von der Zusammenarbeit mit dem asiatischen Shareholder und Tech-Spezialisten Huazhu?

Es ist eine Win-win-Situation: Wir integrieren den digitalen Fortschritt von Huazhu in unseren betrieblichen Alltag und in unsere Akademie – und Huazhu legt großen Wert auf unsere Qualität in der Aus- und Weiterbildung. Wir wollen mutig ausprobieren und gemeinsam pragmatisch vorangehen – nur so garantieren wir Qualität und Schnelligkeit.

#facingforward: Was bedeutet das Wort „Innovation“ in Bezug auf die Steigenberger Akademie?

Es bedeutet, neue Wege auszuprobieren, neue Impulse zu geben, und mutig voranzugehen, wie etwa durch die angesprochene Gamification oder Social Media-Kampagnen. Weg von der klassischen Hotelfachschule, hin zu einem globalen Development Center für die gesamte Branche. Wir wollen Freude erzeugen, und Mut geben, unerwartete Lösungen zu akzeptieren und sie für sich zu nutzen – und haben dabei mehr eine flexible Bewegung vor Augen, als eine statische Maschine.

Interview: Verena Usleber

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Zurück in der DHfamily: Die Steigenberger Akademie mit ihrer mehr als 70-jährigen Tradition gehört seit einigen Monaten wieder zur Deutschen Hospitality und der asiatischen Konzernmutter Huazhu. Insgesamt will die Deutsche Hospitality mit der Hotelfachschule in Bad Reichenhall, die bereits zwischen 1972 und 2011 Teil der Steigenberger Hotels AG war, Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten für rund 11.000 Mitarbeitende und die gesamte Branche bieten.